Europäische Meile beim Marktfest in Ettlingen
Am Sonntagnachmittag war es so weit: Der Champagnerstand war ausverkauft. Lags am guten Wetter oder an der hervorragenden Stimmung, zu der das goldene Stöffchen aus der Champagne natürlich noch beitrug, über Mangel an Besuchern konnte sich keiner beklagen beim 27. Ettlinger Marktfest, das am Wochenende Besucher aus der ganzen Region anzog. Zufriedene Gesichter auch bei den Vereinen, die fast ausschließlich eine positive Bilanz zogen, trotz der vielen Arbeit, die an den Kräften der freiwilligen Helfer zehrte. Bei den letzten Abbauarbeiten am Montagvormittag blickte man daher teilweise auch in sehr müde Gesichter.
Am Samstagmorgen hatte Oberbürgermeisterin Gabriela Büssemaker mit dem traditionellen Anstich des Freibierfasses das Fest eröffnet. Mit dabei waren die Kollegen aus den Partnerstädten, die Bürgermeister Franck Leroy aus Epernay, Guido Storch aus Löbau, Antonino Buscemi aus Menfi sowie Alexandr Kalugin aus Gatschi- na. Auch Xavier Troisi als Vertreter Middel- kerkes war mit von der Partie. Aus den Nachbargemeinden waren zahlreiche Repräsentanten gekommen, die Rathauschefin begrüßte außerdem Gemeinde- und Ortschaftsräte, Ortsvorsteher und viele Bürgerinnen und Bürger nebst Bürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, die sich den Auftakt nicht entgehen lassen wollten. Dem Dank an die Vereine, die dem Marktfest das besondere Gepräge geben, schloss sie das Lob an den Organisator des Ganzen Alfons Maisch an, und sie vergaß auch nicht all diejenigen, die im Falle der Fälle zur Stelle sind: Polizei, DRK und Feuerwehr.
Gemeinsam mit Roland Kiesel von der Hoepfner-Brauerei, die das Freibier gestiftet hatte, stach die Oberbürgermeisterin das Fass an. Ob es nun die Scherben des versehentlich zertrümmerten Humpen waren, die als Garant fürs Kaiserwetter standen, oder aber der gute Draht der Rathausspitze zu Petrus, denn wettermäßig blieb kein Wunsch offen. „Genießen Sie das 27. Ettlinger Marktfest mit seinem Angebot für Augen, Ohren und Gaumen“, forderte die Rathauschefin auf, und dies ließ sich keiner zweimal sagen. Von der schwungvollen Musik des Blasorchesters des Musikvereins Bruchhausen beschwingt, stürzten sich Ettlinger wie Auswärtige alsbald ins Getümmel, um die ganze Bandbreite des kulinarischen Angebots zu verkosten. Von ausgefallenen Schmankerln bis zu Deftig Bodenständigem gab es, was der Magen aushielt.Auf der Europäischen Meile, die zum dritten Mal das Angebot abrundete, konnte man sich den Ettlinger Partnerstädten über ihre Spezialitäten nähern.
Russische Blinis wurden mit belgischem Kwakbier kombiniert, sizilianische Canneloni schmeckten zu französischem Champagner, Löbauer Senf rundete das Ganze ab.
Für Stimmung sorgte die sizilianische Band „Almanzil“, zu deren Musik am Abend nicht nur die örtliche Prominenz das Tanzbein schwang. Dichtes Gedränge herrschte an beiden Tagen in den Gassen der Altstadt, für Stimmung sorgten dort tolle Bands auf zahlreichen Bühnen. Mit Kletterwänden, Kinderschminken und den Clowns Julchen und Josh war auch für die jüngeren Festbesucher etwas geboten.
Kunsthandwerkermarkt
Und wer keine Lust hatte aufs Kulinarische und für sich oder seine Lieben ein schönes Mitbringsel suchte, der wurde auf dem Kunsthandwerkermarkt im Schlosshof und ums Schloss herum fündig. „Eine tolle Kombination, das Fest und der Markt“, fand eine Besucherin aus Rastatt, die erstmals am Festwochenende den Weg nach Ettlingen gefunden hatte.Andere zeigten sich als wahre Kenner der Gegebenheiten und lobten die Vielfalt des Angebots, die heuer wieder ein wenig variierte und daher auch für „alte Kunsthandwerker-Hasen“ Überraschungen parat hielt.“Ein Dank an die Organisatoren des Kulturamts“, meinte ein Besucher anerkennend, der vor dem Stand von Feinhaarpinselmachermeister Karl Dommel stehen blieb. Dort waren feinste Künstlerpinsel zu erwerben, aber auch echte „Bauchpinsel“, eben für diesen Zweck.
Sein kostbarstes Stück? „Der Dachshaarpinsel für den Hut kostet 500 Euro“, informierte er. Als „Holzschmied“ bezeichnet sich Armin Minet, auch er erstmals mit dabei. Er verarbeitet Fundstücke aus der Natur zu Kunst- und Gebrauchsgegenständen, der Pfälzer hatte dieses Mal seine Kollektion von Ketten dabei. Die Gebilde aus Lava, Halbedelsteinen, Haizähnen, Rehgehörnen, Hechtwirbeln und exotischen Bohnen fanden reißenden Absatz. „Das wird mein Talisman“, begründete eine Käuferin ihre Wahl. Wilde Weiblein aus Gummimaterial oder lustige Fischportraits, Holzintarsien oder hochwertige Keramiken, Filz- oder Patchwork-Kreationen: fast jeder wurde fündig. Prall gefüllte Taschen und Tüten verrieten dem Beobachter, dass manches Stück an den beiden Marktfesttagen den Besitzer wechselte… Und wer nicht kaufen wollte, durfte gucken: viele Kunsthandwerker ließen sich bei ihrer Tätigkeit über die Schultern blicken wie Buchbinderin Christa Heißler oder Carmen Tafferner, die vor der Lampe ihre „Feuerperlen“ drehte.
Charmant boten die Damen am Stand der Partnerstadt Gatschina Spezialitäten aus ihrer Heimat an.
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