Sonntag, 12.April 2015 um 11.30 Uhr
Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Kunstraum Härten, Dorfstraße 15, Jettenburg
Einführung: Dr. Ulrich Hägele, Kultur- und Medienwissenschaftler
Über Ihr Kommen würden wir uns sehr freuen.
Dr. Jürgen Soltau, Bürgermeister
Georg Alfred Stockburger 1907-1986
„Stockburger war als Arzt bei seinen Patienten hoch beliebt. Als Künstler verkaufte er fast nichts. Er verschenkte seine Werke an Menschen, die ihm etwas bedeuteten, von denen er sich verstanden fühlte oder die ihm einen Gefallen getan hatten. Auf diese Weise erlangte beispielsweise der Tübinger Richter Burkhardt Stein von seinem langjährigen Hausarzt, mit dem er sich oft lange über Kunst und/oder seine Kriegserlebnisse unterhalten hatte, einige Holz- und Kupferstiche, so auch „Justiz / Kirche“ von 1984. 2014 schenkte Stein seine Sammlung von 27 Stockburger-Bildern der Gemeinde Kusterdingen, um den wohl „bedeutendsten vergessenen Künstler des Expressionismus“ wieder für die Öffentlichkeit ins Blickfeld holen. Der größte Teil der von G. A. Stockburger hinterlassenen Bilder und Skulpturen wird von seiner Tochter Katrin Stockburger in Tübingen verwahrt.
Stockburger hat zu allen Zeiten auch harmonische, lebensbejahende Bilder geschaffen, „doch bleibt die Darstellung der Schrecken des Krieges seine herausragende Leistung. Mit dem Krieg haben sich viele Künstler auseinandergesetzt. Es gibt jedoch gewiss nicht viele, die so nachdrücklich die Parteinahme für das eigene kriegführende Land verweigerten und sich mit dem Kriegsgegner identifizierten. Die ausschließliche Darstellung der Opfer – Stockburger malte so gut wie nie einen Soldaten – negiert die für den Krieg Verantwortlichen. Alles ist in die Not und das Leiden der Opfer hineingezeichnet und hineingemalt. Stockburger brachte so der russischen Zivilbevölkerung zunächst als Arzt und dann ein Künstlerleben lang in eindrucksvollen Werken „Feindesliebe“ entgegen. „Möglicherweise ist Stockburger damit wirklich einzigartig.
Radierungen von Herrn Dr. Alfred Georg Stockburger entstanden 1982/1983
„Mein Vater war 1982/83 schon sterbenskrank. Die Kraft hatte den Körper weitgehend verlassen. Größere Objekte konnte er nicht mehr bearbeiten. Die Kupferplatten konnte er im Sitzen auf dem Tisch seines Ateliers liegen lassen und dann daran arbeiten, wenn Kopf und Körper dieses zuließen.
Die Erinnerungen an die Kriegsjahre in Russland, als er noch keinen Lazarettzug zu kommandieren hatte, haben ihn nie verlassen. Bis in die letzte Nacht träumte er von dem alten Russen, blind und ein Holzfuß (möglicherweise 1. Weltkrieg) mit seinen zwei Töchtern, Er erwartete in stoischer Ruhe den Tod, er wusste das sicher vom Anfang der Besatzungszeit in seinem Dorf. Beim Rückzug wurden alle drei erschossen. Gegen Ende bekam der Mann auch selbstbildnerische Züge von meinem Vater. Sie sind gemeinsam noch einmal gestorben.“