Das Kreisinterview Vierte Partnerstadt Ettlingens in Sicht
Dr. Rüdiger Dierkesmann über Projekt in der Sowjetunion
Am Anfang stand ein Antrag an den Ettlinger Gemeinderat. Dann wurde in der Großen Kreisstadt die Deutsch-sowjetische Gesellschaft gegründet. Und jetzt spricht alles dafür, daß schon bald eine Partnerschaft zwischen Ettlingen und der russischen Stadt Gatschina besiegelt wird. Es wäre die vierte Partnerschaft für Ettlingen, das sich bereits mit Clevedon, Epernay und Middelkerke verbunden fühlt, und die erste Partnerschaft einer Landkreiskommune mit der UdSSR. Initiator der Ost-West-Aktivitäten ist Dr. Rüdiger Dierkesmann, SPD-Stadtrat und Vorsitzender der Deutsch-So-wjetischen Gesellschaft. Über das Partnerschaftsprojekt sprach er mit unserem Redaktionsmitglied Heidi Schulte-Walter.
BNN: Was hat Sie bewogen, Kontakte zur Sowjetunion zu knüpfen?
Dierkesmann: Die Idee einer Partnerschaft läßt mich schon seit einigen Jahren nicht los. Sie war sogar Randthema im Oberbürgermeister-Wahlkampf von 1987. Ich denke, es ist richtig und wichtig, nach den Partnerschaften im westlichen Ausland den Schritt gen Osten zu wagen. Dem Partnerschaftsprojekt liegt der Gedanke der Völkerverständigung und der Friedenspolitik zugrunde. Deshalb habe ich auch dafür plädiert, eine Stadt in der UdSSR auszuwählen, in der während des Zweiten Weltkriegs deutsche Truppen stationiert waren.
BNN: Warum ausgerechnet Gatschina?
Dierkesmann: Für Gatschina sprechen meiner Meinung nach mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich beispielsweise weder um eine baltische noch eine georgische Stadt. Es besteht also keine Gefahr, daß wir als deutsche Partner in den Nationalitätenkonflikt verwickelt werden und Stellung beziehen müssen. So etwas wäre in jedem Fall belastend für die Partnerschaft. Zum anderen liegt Gatschina sehr verkehrsgünstig. Vom internationalen Flughafen Leningrad sind es gerade 20 Minuten mit dem Taxi in die Stadt. Leningrad errei- Stunden. Der Aufwand für die Anreise halt sich in Grenzen, und das ist entscheidend. Auch von der Infrastruktur her paßt die 80 000-Einwohner-Stadt gut zu Ettlingen.
BNN: Welche Rolle spielt die Deutsch-Sowjetische Gesellschaft bei dem Partnerschaftsprojekt?
Dierkesmann: Wenn Sie so wollen, treiben wir die Realisierung der Partnerschaft voran. Der Verein wurde erst im Januar gegründet, hat aber schon mehr als 100 Mitglieder, nicht allein aus Ettlingen, sondern auch aus dem Albtal und aus Karlsruhe. Wir sind die vierte Deutsch-Sowjetische Gesellschaft in Baden-Württemberg. Auf Landesebene werden sich die Gesellschaften jetzt zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen, um Erfahrungen und Programme auszutauschen. Ein sowjetischer Dichter, der bei den Freiburger Kollegen zu Gast ist, könnte dann beispielsweise auch für eine Lesung in Ettlingen gewonnen werden und umgekehrt. Im Vorstand der Ettlinger Gesellschaft engagieren sich Leute mit ganz unterschiedlichen Berufen und politischen Ansichten. Was sie verbindet, ist der Partnerschaftsgedanke. Wir haben die Arbeit nach Sparten aufgeteilt, etwa Kultur, Sport, Sprache, Schule.
BNN: Wie ist der Rückhalt bei der Bevölkerung?
Dierkesmann: Wenn ich unsere ständig steigende Mitgliederzahl als Gradmesser nehme, sehr gut. Auch das Interesse an der Sprache des künftigen Partners ist groß. Die Volkshochschule Ettlingen bietet im neuen Semester einen Anfängerkurs Russisch an, der restlos ausgebucht ist. Jetzt denkt man daran, einen zweiten Kurs einzurichten. Das Argument Sprachbarriere, das von Gegnern der Partnerschaft immer wieder angeführt wurde, zieht meiner Meinung nach nicht, zumal viele Russen deutsch können.
BNN: Gab es darüber hinaus andere Bedenken?
Dierkesmann: Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, muß ich sagen, daß sich die Begeisterung der Ettlinger Verwaltungsspitze für meinen Vorschlag zunächst in Grenzen hielt. Dort liebäugelte man eher mit einer Partnerschaft in der DDR und konnte sich für das Vorhaben Sowjetunion nur langsam erwärmen. Nach Vorgesprächen der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft in Gatschina votierte der Ettlinger Gemeinderat dann aber einstimmig für die Partnerschaft.
BNN: In Ettlingen sind die Würfel also gefallen. Wie sieht es in Gatschina aus?
Dierkesmann: Der Ettlinger Oberbürgermeister hat zwischenzeitlich eine offizielle Einladung an den Stadtsowjet in Gatschina geschickt. Wann die russischen Partner hierher kommen können, steht allerdings nicht fest. Eine Abordnung Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft reist im September nach Gatschina, um Details zu besprechen. Ich hoffe, daß es noch in diesem Jahr mit der formellen Unterzeichnung einer Partnerschaft klappt.
BNN, Schulte-Walter
Das Kreisinterview
Vierte Partnerschaft Ettlingens in Sicht
Dr. Rüdiger Dierkersmann über Projekt in der Sowjetunion
Am Anfang stand ein Antrag an den Ettlinger Gemeinderat. Dann wurde in der Großen Kreisstadt die Deutsch-Sowjetische Gesellschaft gegründet. Und jetzt spricht alles dafür, dass schon bald eine Partnerschaft zwischen Ettlingen und der russischen Stadt besiegelt wird. Es wäre die vierte Partnerschaft für Ettlingen, das sich bereits mit Clevedon, Epernay und Middelkerke verbunden fühlt, und die erste Partnerschaft einer Landkreiskommune mit der UdSSR. Initiator der Ost-West-Aktivitäten ist Dr. Rüdiger Dierkersmann, SPD-Stadtrat und Vorsitzender der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft. Über das Partnerschaftsprojekt sprach er mit unserem Redaktionsmitglied Heidi Schulte-Walter.
BNN: Was hat Sie bewogen, Kontakte zur Sowjetunion zu knüpfen?
Dierkersmann: Die Idee einer Partnerschaft lässt mich schon seit einigen Jahren nicht los. Sie war sogar Randthema im Oberbürgermeisterwahlkampf von 1987. Ich denke, es ist richtig und wichtig, nach den Partnerschaften im westlichen Ausland den Schritt gen Osten zu wagen. Dem Partnerschaftsprojekt liegt der Gedanke der Völkerverständigung und der Friedenspolitik zugrunde. Deshalb habe ich auch dafür plädiert, eine Stadt in der UdSSR auszuwählen, in der während des Zweiten Weltkriegs deutsche Truppen stationiert waren.
BNN: Warum ausgerechnet Gatschina?
Dierkersmann: Für Gatschina sprechen meiner Meinung nach mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich beispielsweise weder um eine baltische noch eine georgische Stadt. Es besteht also keine Gefahr, dass wir als deutsche Partner in Nationalitätenkonflikt verwickelt werden und Stellung beziehen. So etwas wäre in jedem Fall belastend für die Partnerschaft. Zum anderen liegt Gatschina sehr verkehrsgünstig. Vom internationalen Flughafen Leningrad sind es gerade 20 Minuten mit dem Taxi in die Stadt. Leningrad erreichen Sie mit dem Flugzeug in zweieinhalb Stunden. Der Aufwand für die Reise hält sich in Grenzen, und das ist entscheidend. Auch von der Infrastruktur her passt die 80000-Einwohner-Stadt gut zu Ettlingen.
BNN: Welche Rolle spielt die Deutsch-Sowjetische Gesellschaft bei dem Partnerschaftsprojekt?
Dierkessmann: Wenn Sie wollen, treiben wir die Realisierung der Partnerschaft voran. Der Verein wurde erst im Januar gegründet, hat aber schon mehr als 100 Mitglieder, nicht allein aus Ettlingen, sondern auch aus dem Albtal und aus Karlsruhe. Wir sind die vierte Deutsch-Sowjetische Gesellschaft in Baden-Württemberg. Auf Landesebene werden sich die Gesellschaften jetzt zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen, um Erfahrungen und Programme auszutauschen. Ein sowjetischer Dichter, der bei den Freiburger Kollegen zu Gast ist, könnte dann beispielsweise auch für eine Lesung in Ettlingen gewonnen werden und umgekehrt. Im Vorstand der Ettlinger Gesellschaft engagieren sich Leute mit ganz unterschiedlichen Berufen und politischen Ansichten. Was sie verbindet, ist der Partnerschaftsgedanke. Wir haben die Arbeit nach Sparten aufgeteilt, etwa Kultur, Sport, Sprache, Schule.
BNN: Wie ist Rückhalt bei der Bevölkerung?
Dierkesmann: Wenn ich unsere ständig steigende Mitgliederzeit als Gradmesser nehme, sehr gut. Auch die Interesse an der Sprache des künftigen Partners ist groß. Die Volkshochschule Ettlingen bietet im neuen Semester einen Anfängerkurs Russisch an, der restlos ausgebucht ist. Jetzt denkt man daran, einen zweiten Kurs einzurichten. Das Argument Sprachbarriere, das von Gegner der Partnerschaft immer wieder angeführt würde, zieht meiner Meinung nach nicht, zumal viele Russen deutsch können.
BNN: Gab es darüber hinaus andere Bedenken?
Dierkesmann: Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, muss ich sagen, dass sich die Begeisterung der Ettlingen Verwaltungsspitze für meinen Vorschlag zunächst in Grenzen hielt. Dort liebäugelte man eher mit einer Partnerschaft in der DDR und konnte sich für das Vorhaben Sowjetunion nur langsam erwärmen. Nach Vorgesprächen der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft in Gatschina votierte der Ettlinger Gemeinderat dann aber einstimmig für die für die Partnerschaft.
BNN: In Ettlingen sind die Würfel also gefallen. Wie sieht es in Gatschina aus.
Dierkesmann: Der Ettlingen Oberbürgermeister hat zwischenzeitlich eine offizielle Einladung an den Stadtsowjet in Gatschina geschickt. Wann die russischen Partner hierher kommen können, steht allerdings noch nicht fest. Eine Abordnung der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft reist im September nach Gatschina, um Details zu besprechen. Ich hoffe, dass es noch in diesem Jahr mit der formellen Unterzeichnung einer Partnerschaft klappt.
BNN, 21.07.1989
Местное интервью
Вырисовывается четвертое партнерство Эттлингена.
Доктор Рюдигер Диркесман о проекте в Советском Союзе
Сначала об этом стоял вопрос на городской Совете Эттлингена. Затем в окружном центре было основано Немецко-Советское Общество. И сейчас всё идет к тому, что уже скоро будет заключено партнерство между Эттлингеном и русским городом Гатчина. Гатчина мог бы стать четвёртым городом-побратимом Эттлингена, имеющего уже связи с Кливдоном, Эперне и Медделкерке, и первым городом-побратимом Советского Союза в нашем округе. Автор идеи Восточно-Западной инициативы – доктор Рюдигер Диркесман, член Городского Совета от СПД и председатель Немецко-Советского Обще-ства. Он рассказал о проекте партнерства члену нашей редакции Хайди Шульте-Вальтер.
БНН: Что побудило Вас установить контакты с Советским Союзом?
Диркесман: Идея партнерства занимает меня уже несколько лет. Эта тема стала предметом дискуссий ещё во время выборов обербургомистра в 1987 году. Я думаю, что было бы важно и разумно после заключения партнёрства с западными соседями попробовать сделать шаг к партнёрству с соседями в Восточной Европе. В основе проекта партнёрства городов лежат миролюбивая политика и стремление к взаимопониманию между народами. Поэтому я предложил выбрать город в Советском Союзе, в котором во время Второй Мировой Войны были расквартированы немецкие войска.
БНН: Почему именно Гатчина?
Диркесман: По-моему в пользу партнерства с Гатчиной говорит многое. С одной стороны Гатчина не является ни балтийским, ни грузинским городом. Таким образом не возникает опасность быть втянутыми в межнациональные конфликты в качестве немецкого города-побратима и необходимость занять по этому вопросу определенную позицию, что могло бы затруднить партнерские отношения. С другой стороны с Гатчиной существует удобное транспортное сообщение. От международного аэропорта Ленинграда до города можно добраться на такси за 20 минут. Самолёт летит до Ленинграда 2,5 часа. Затраты на поездку находятся в пазумных пределах, и это является решающим фактором. 80-тысячный город вполне подходит Эттлингену и по своей инфраструктуре.
БНН: Какую роль играет Немецко-Советское Общество в проекте этого партнёрства?
Диркесман: Если Вам угодно, в процессе скорейшей реализации партнёрства мы являемся основной движущей силой. Общество было организовано только в январе, а в нём уже 100 членов, и не только из Эттлингена, но также из Альбталя и Карлсруэ. Мы являемся четвёртым Немецко-Советским Обществом в земле Баден-Вюрттемберг. На региональном уровне все общества земли будут объединены в содружество для совместной работы, обмена опытом и программами. Например советский поэт, приглашенный фрайбургскими коллегами, сможет посетить с чтением стихов также Эттлинген и наоборот. В состав правления эттлингенского обще-ства входят люди различных профессий и политических взглядов. Их объединяет стремление к партнёрству. Мы разделили нашу деяткльность по отраслям: культура, спорт, иностаранные языки, школа.
БНН: Как Вы оцениваете поддержку проекта населением?
Диркесман: Если взять за показатель постоянно растущее число членов общества, то как очень хорошую. Сужествует также большой интерес к языку страны будущего города-побратима. Народная школа для взрослых предлагает со следующего семестра курс русского языка для начинающих, все места в котором уже сейчас заняты. Рассматривается возможность организации второго курса. Постоянный аргумент противников партнёрства – языковой барьер, но мне кажется, что он беспочвенен, тем более что и многие русские знают немецкий.
БНН: Были ли у жителей ещё какие либо сображения?
Диркесман: Не указывая ни кого конкретно, я должен всё же сказать, что сначала моё предложение вызвало довольно сдержанный интерес у отцов города. Там скорее вынашивали мысль о партнёрстве с каким-либо городом в ГДР, и лишь постепенно стал появляться интерес к планам заключения партнерства с одним из городов Советского Союза. После переговоров немецко-советского общества в Гатчине это предложение было принято эттлингенским городским Советом единогласно.
БНН: Итак, в Эттлингене жребий брошен. А как выглядит ситуация в Гатчине?
Диркесман: Тем временем обербургамистр послал в городской Совет Гатчины официальное приглашение. Но пока что не известно, когда нас смогут посетить российские партнёры. В сентябре в Гатчину отправится делегация Немецко-Русского Общества, чтобы обсудить детали визита. Я надеюсь, что оффициальное подписание договора о партнёрстве наших городов состоится ещё в этом году.