Diakonie und Sportverein Gemeinsame Hilfe für Partnerstadt
Ettlingen (jcw). Das Diakonische Werk führt in Zusammenarbeit mit dem Sportclub 88 Bruchhausen im Vorfeld der Weihnachtszeit eine Hilfsaktion für Gatschina bei Sankt Petersburg, der russischen Partnerstadt von Ettlingen durch. Die Aktion greift eine erfolgreiche Hilfe „Pakete für Gatschina“ im Dezember des Jahres 1994 auf und reiht sich so die Organisatoren Diakonie-Geschäftsführer Gerhard und Emst Speck vom SC 88 Bruchhausen, zeitlich hervorragend in die Aktivitäten der Ettlinger Polizei, die im Frühsommer 1995 einen Hilfstransport organisierte und vielleicht im Herbst 1996 wieder eine Aktion ins Auge faßt, ein.
Die Schirmherrschaft für die Hilfsaktion hat Ettlingens Oberbürgermeister Josef Offele übernommen. Die deutsch-russische Gesellschaft Ettlingen gab zu der Aktion ebenfalls ihren Segen. Wie dringend notwendig die Hilfe für manchen Menschen in der 90 000 Einwohner zählenden Partnerstadt Gatschina werden kann, verdeutlicht die Tatsache, daß schon zu Beginn des russischen Winters in manchem Wohnviertel Gatschinas die Fernwärmelieferungen ausblieben und so Menschen im Kalten sitzen. Dringend werden nach Worten von Antonina Maximowa Katschalowa, Leiterin des Kulturamtes in Gatschina, die derzeit in Ettlingen zu einer russisch-deutschen Tagung weilt, Kleidung und Nahrungsmittel für Säuglinge und Kinder benötigt.
Wie im vergangenen Winter will Emst Speck aus Sicherheitsgründen für den Hilfstransport mit Lastwagen den Seeweg nach Sankt Petersburg nutzen. Der kostengünstigere Landweg ist zu gefährlich.
Für den Hilfstransport benötigen Diakonie und SC 88 Bruchhausen Kleider aller Art (für Sommer und Winter), Kinderkleider, Schuhe und Spielzeug. Für Behinderte und Kinderheim werden darüber hinaus noch Gehhilfen wie Krücken oder Rollstühle gesucht. Die Zusammenarbeit in Gatschina erfolgt u. a. mit Vater Gregor von der russisch-orthodoxen Sankt Pauls Kathedrale. Mit dem Priester hat man bei der Verteilung der Hilfspakete im vergangenen Jahr gute Erfahrungen gesammelt. Damals erhielten über hundert Familien die Spenden direkt in Gegenwart der deutschen Helfer persönlich in die Hand gedrückt. So wollte man erreichen, daß auch wirklich Bedürftige die Pakete erhalten.
Im Jahre 1995 können die Spenden ab sofort bei folgenden Adressen in Ettlingen abgegeben werden: 1. Diakonisches Werk Ettlingen, Pforzheimer Straße 31, zwischen 9.30 und 12 Uhr montags bis freitags, oder nach telefonischer Vereinbarung (0 72 43) 5 49 50 oder 2. jeden Mittwoch m der Zeit zwischen 14 und 16.30 Uhr beim SC 88 Bruchhausen c/o Herta Waitzinger, Schulstraße 5 in Bruchhausen.
Weiterhin werden neben Sachspenden auch noch Geldspenden zur Finanzierung des Transportes benötigt: Sie gehen auf das Konto des Diakonischen Werkes bei der Bezirkssparkasse Ettlingen (BLZ 660 512 20), Kontonummer 1 031491 unter dem Stichwort „Hilfe für Gatschina“.
BNN 14/15.10.1995
Suche nach einem Lastwagen Vorbereitung der Gatschina-Hilfstransporte in der Endphase
Ettlingen. „Wenn wir noch einen dritten Lastwagen hätten, wäre alles in Butter.“ Für Ernst Speck, Mitorganisator des dritten Ettlinger Gatschina-Hilfstransportes, gibt es einige Probleme, alle gespendeten Textilien, Lebensmittel und Weihnachtspäckchen für die russische Partnerstadt bei Sankt Petersburg rechtzeitig vor Weihnachten auf den Weg zu bringen. Die Spendenfreude für den dieses Mal gemeinsam von Diakonie und SC 88 Bruchhausen organisierten Transport hat die Erwartungen übertroffen. Berge von Textilien stapeln sich in der Bruchhausener Sammelstelle.
Dort stellen Frauen des SC 88 unter Feder-führung von Anni Löh, Ferta Weiszinger, Brigitte Kühn und Christa Jung Pakete für Menschen aus der Partnerstadt Gatschina zusammen. Am 8. Dezember um 16 Uhr wird Staatsminister Dr. Erwin Vetter den Transport mit der Hilfslieferung auf den Weg in das 2 500 Kilometer entfernte Gatschina schicken. Aus Sicherheitsgründen geht es per Schiff ab Kiel über die Ostsee direkt hach Sankt Petersburg.
Die Pakete selbst werden größtenteils bei der Paulskathedrale, dem Kinderheim des Bezirks Gatschina und dem Altenpflegeheim Gatschina-Stadt abgeladen. Zusätzlich erhalten etwa 25 besonders hilfsbedürftige Familien ein Lebensmittelpaket, um einigermaßen durch den russischen Winter zu kommen. Lieferte der SC 88 im vergangenen Jahr noch acht Tonnen Material an, steigert sich die Menge der gemeinsam mit der Diakonie angegangenen Aktion 1995 auf mindestens 25 Tonnen. Von der Ettlinger Firma Getränke Ulrich bekamen dabei die Organisatoren einen Lastwagen mit Anhänger, der 17 Tonnen aufnehmen kann, zur Verfügung gestellt. Ein weiterer Lastwagen der Bruchhausener Rumänienhilfe wird den Weg über die Ostsee mitmachen.
Das Problem für Ernst Speck aber ist, daß er noch händeringend nach einem weiteren Lastwagen sucht: „Sonst kann ein Teil der Ware erst mit dem nächsten Transport im Herbst 1996 mitgehen. Das wäre schade.“ So werden Lebensmittelpakete vorrangig behandelt. Die 450 Kilogramm Suppen der Ettlinger Firma Eto gehen genauso auf die Reise wie gespendete 600 Kilogrammm Mehl und 200 Kilogramm Zucker. Die Kosten für die Fahrt nach Gatschina belaufen sich – den dritten Lastwagen eingerechnet – auf etwa 15 000 Mark. Davon haben Diakonie und SC 88 Bruchhausen aus Spendenmitteln bisher 11 000 Mark.
Weiterhin werden deshalb noch Geldspenden benötigt: Sie gehen auf das Konto des Diakonischen Werks bei der Bezirkssparkasse Ettlingen (BLZ 660 512 20), Kontonummer 1 031 491 unter dem Stichwort „Hilfe für Gatschina“. Nähere Auskünfte sind auch beim Diakonie-Geschäftsführer Gerhard unter Telefon (0 72 43) 54 95-0 zu erhalten.
BNN, jcw 29.11.1995
Beste Wünsche und die Hoffnung auf ein gutes Gelingen begleiteten die Fahrer des Hilfstransportes Ettingen-Gatschina.
Oberbürgermeister Josef Offele und Staatsminister Dr. Erwin Vetter verabschiedeten am Freitag abend die Männer und Frauen von SC 88 Bruchhausen und Diakonie Richtung Rußland.
Sie wollen, so die Sprecher Norbert Harms, Ernst Speck und Diakonie-Geschäftsführer Gerhard mit drei Lastwagen etwa 25 Tonnen Lebensmittel, Textilien und Weihnachtspäckchen in Ettlingens russische Partnerstadt Gatschina bei Sankt Petersburg bringen. Die Lieferung komme bedürftigen Familien und Bewohnern von Altenheimen zugute.
Oberbürgermeister Josef Offele dankte dem SC 88 Bruchhausen und der Diakonie für ihre selbstlose Initiative. Gerade so kurz vor Weihnachten werde ein Zeichen gesetzt, daß das „reiche Ettlingen für seine arme Partnerstadt“ etwas abgebe. Er dankte der Ettlinger Bevölkerung, daß sie sich so engagiert beim Zustandekommen der Hilfslieferung beteiligt habe. Beispielhaft, daß die Firma Getränkehof Oberweier einen Lastwagen kostenlos überließ, der CDU-Pfennigbasar, vertreten durch die Stadträte Haas, Woller und Schlegel, einen Scheck.
Wie unbürokratisch die Stadt selbst ist, zeigte sich, als es kurzfristig für einen Lastwagen Einreiseprobleme gab. Innerhalb weniger Minuten sponsorte die Stadt den Mietpreis für einen Ersatzlastwagen. Dabei kam die Autovermietung Dodenhoeft finanziell den Organisatoren noch entgegen. Die Hilfslieferung soll am Dienstag vor der Paulskathedrale in Gatschina abgeladen werden.
jcw
HILFSTRANSPORT AM ZIEL: Drei Lastwagen von SC 88 Bruchhausen und Diakonie Ettlingen brachten Pakete in die Partnerstadt Gatschina. Im Hintergrund die Kathedrale Pokrofskij Sobor.
„Die „Die Hilfsaktion für unsere Partnerstadt Gatschina ist heute notwendiger denn je“
Transport des SC 88 Bruchhausen und der Diakonie Ettlingen brachte 22 Tonnen Güter für bedürftige Menschen / 3 000 Mark Defizit wegen „Hafengebühr“
„Ich finde, die Zahl der bedürftigen Menschen hat gegenüber unserem letzten Besuch eher zugenommen.“ Dieses Fazit zog Ernst Speck nach der Rückkehr des Hilfstransports des SC 88 Bruchhausen und der Diakonie Ettlingen aus Ettlingens Partnerstadt Gatschina. Zusammen mit Norbert Harms, Jochen und Anni Loh, Thomas Rose, Diakonie-Geschäftsführer Martin Gerhardt hatte er sich am Wochenende des zweiten Advents mit 22 Tonnen Kleidern, Lebensmitteln und Gehhilfen auf den Weg in das winterlich-kalte Rußland gemacht.
Das erste Hindernis auf der 2 500 Kilometer langen Strecke stellte sich bereits wenige Stunden vor der Abfahrt in Ettlingen in den Weg: Die Reederei, die die drei Lastwagen über die Ostsee nach Sankt Petersburg transportieren wollte, teilte per Fax Ernst Speck, Initiator beim SC 88 Bruchhausen, mit, daß mit Benzinmotor betriebene Fahrzeuge keine Chance hätten, nach Rußland hereingelassen zu werden.
Dank der Initiative von Oberbürgermeister Josef Offele gelang es innerhalb einer halben Stunde, eine Ersatzfahrzeug aufzutreiben. So kamen die sechs Ettlinger fast wie geplant aus Mittelbaden weg und erreichten rechtzeitig in Kiel den Abfahrtshafen. Mit der „Anna Karenina“ ging es dann bei ruhiger See und zunehmend kälteren Außentemperaturen Richtung Sankt Petersburg. Trotz Eisgangs erreichte man das „Venedig des Nordens“ fast pünktlich. Die« ganze Hoffnung war nun, daß sie als Hilfstransport zuvorkommend vom Zoll, wie dies auch die russische Botschaft in Bonn bei humanitärer Hilfe verspricht, behandelt werden.
Doch Fehlanzeige: Das Warten von neun Stunden bis zur Abfertigung im Hafen nahm man ohne Murren in Kauf. Anders die neu eingeführte „Hafengebühr“. Die Zöllner hatten sich gegenüber dem letzten Transport etwas Neues einfallen lassen, um an westliche Valuta zu kommen. Erst dann gab es den Stempel für die freie Fahrt nach Gatschina. Schon fast abgefunden hatten sich die sechs Ettlinger damit, daß sie wie die kommerziellen Lastwagen – trotz ordnungsgemäßer Papiere – „Zollgebühr“ entrichten mußten. 1 200 Mark flossen so über den Tisch der Bürokratie, obwohl man ja nicht in geschäftlicher, sondern humanitärer Angelegenheit gekommen war.
In Sankt Petersburg empfing sie eine Delegation der Miliz von Gatschina – Majorin Olga Goloschapowa und Major Alexander Osetrow. Mit Blaulicht ging es dann in rasanter Fahrt, die drei Lastwagen hinterher, über Brücken, an bedeutenden Baudenkmalen wie den Winterpalast oder das Siegesdenkmal vorbei, in die 40 Kilometer entfernte Partnerstadt. Dort wurden sie schon sehnsüchtig von Menschen erwartet. Mit dem Ausladen der Ware war aber zunächst nichts. Denn die Organisatoren des Transports kamen just an einem Feiertag in Gatschina an. Die notwendige zweite Abnahme durch den Zoll verschob sich deshalb um einen Tag.
Auch am darauffolgenden Tag entwickelte sich die Abwicklung zähflüssig. Es fehlte noch ein Papier für die endgültige Freigabe der Ware Im Rathaus von Gatschina wies Bürgermeiste Illijn die Ettlinger an, nach Sankt Petersburg zu fahren, um den fehlenden Stempel zu holen Abends spät war der Transport schließlich frei Mit Unterstützung von Milizangehörigen und der Gemeinde der Paulskathedrale erhielten bei minus 20 Grad Temperatur an Ort und Stelle etwa 150 Menschen direkt an sie adressierte Pakete. Den größeren Teil der Ladung erhielt Pater Wladimir. Er versprach, die Hilfe an Bedürftige seiner Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt der Stadt Gatschina zu verteilen.
Die restlichen Kleider und Lebensmittel gingen an ein Kinderheim. In aller Herrgottsfrühe, bevor der Rückweg wieder Richtung Finnland eingeschlagen wurde, verteilten die Ettlinger noch Gehhilfe und Rehageräte an ein Altersheim in Gatschina. „Die Einblicke über die Lebensverhältnisse dort waren bedrückend“, sagt Ernst Speck. Die Menschen lebten dort in den erbärmlichsten Zuständen. Hilfstransporte seien wichtig wie noch nie.
Martin Gerhardt, Geschäftsführer der Diakonie Ettlingen, zog als Resümee der Reise: „Es war sinnvoll und gut, den Hilfstransport zu starten angesichts der materiellen Schwierigkeiten, in denen sich gerade Alte und Kinder in Rußland befinden.“ Bewährt habe sich die Zusammenarbeit zwischen Sportverein und kirchlicher Organisation. Dies sei bisher einmalig im Albgau.
Norbert Harms verwies darauf, daß man noch ein Defizit von 3 000 Mark habe. Dennoch, so Ernst Speck, wolle man auch nächstes Jahr wieder einen Transport organisieren. Das Spendenkonto der Hilfe für Gatschina lautet: Diakonisches Werk bei der Bezirkssparkasse Ettlingen (BLZ 660 512 20), Kontonummer 1031491. Nähere Auskünfte sind auch beim Diakonie-Geschäftsführer Gerhardt unter Telefon (0 72 43) 54 95-0 erhältlich.