Chor APRIL in Bad Herrenalb
Bad Herrenalb/Ettlingen. Gute Tradition ist es in Ettlingen, dass zum Marktfest auch Gäste aus den Partnerstädten kommen. Aus Gatschina ist jetzt eine Gruppe, darunter der Kammerchor „April“ angereist. „Die Anreise mit dem Bus dauerte rund drei Tage und führte durch Finnland, Schweden dann mit der Fähre nach Rostock und schließlich hierher“, erzählt Gerhard Laier, Vorsitzender der deutsch-russischen Gesellschaft aus Ettlingen. Untergebracht sind die Jugendlichen im Alter von zwölf bis 14 Jahren und ihre Betreuer im Ferienheim Aschenhütte im Herrenalber Gaistal. Täglich steht Chorarbeit auf dem Programm.
„Es geht dabei nicht allein um das Singen, sondern gleichermaßen um Stimmbildung und Aufbau der Körperspannung“, sagt Viktor Ogorodnov, der zusammen mit seiner Frau Viktoria den Chor leitet. Nur wenn der ganze Körper auf die Musik eingestimmt sei, könne die Stimme sauber singen. Gesangsmethodik und Musikpädagogik waren schon die Schwerpunkte seines Vaters, dem heute 95jährigen Dimitrij Ogorodnov, der den Chor 1985 gründete. „Zu Hause in Russland stehen auch Musiktheorie, Literatur und Musikgeschichte im Lehrplan“, sagt er. Man wolle den Kindern die Musik als Ganzes vermitteln.
Während dessen singen sich die Kinder im Gemeinschaftsraum ein. „Die Töne nicht mit Kraft rausdrücken, sondern leicht fließen lassen und mit der Atmung stützen“, gibt Viktoria Ogorodnov ihnen zu verstehen. Hohe Töne begleiten sie mit weit ausholenden Armbewegungen. Erst nach einigen solchen Übungen, kann der eigentliche Chorgesang beginnen. „Auf den Gottesdienst und unseren Beitrag dazu in der Klosterkirche freue ich mich schon, dort herrscht eine gute Akkustik und eine ganz besondere Atmosphäre“, sagt Viktor Ogorodnov. Das historische Gemäuer hat er in guter Erinnerung, bereits vor fünf Jahren trat der Chor dort auf. Er selbst wird diesmal den Chor bei einigen Stücken instrumental begleiten, andere singen sie a cappella. Seine Frau wird als Solistin zu hören sein.
„Unser Repertoire reicht von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert“, sagt er. Neben der Musik soll aber auch der Austausch nicht zu kurz kommen. „Die Vogtsbauernhöfe haben wir schon besucht, Ausflüge nach Heidelberg, Straßburg und Baden-Baden kommen noch“, sagt Gerhard Laier. Überraschend hat er noch Unterstützung für die Betreuung der Gäste aus Gatschina aus Magdeburg bekommen. Dort lebt Boris Komovalov, ehemals als Soldat der russischen Armee dort stationiert, und aus Gatschina stammend. „Er hat mit bekommen, dass Bekannte von ihm dabei sind und spontan seine Hilfe zugesagt und ist angereist“, freut sich Laier. Zu regeln und zu organisieren gibt es nämlich so einiges. Aktuell ist es ein Ersatzteil für die Klimaanlage des Reisebusses der Gruppe. „Die Anlage ist defekt und sie mussten schon einen Teil der Anreise ohne auskommen“, sagt Laier. BNN vom 24.08.2011, Birgit Graeff-Rau