Fantasieräume und Menschen
Baden-Baden (ds) – Drei unterschiedliche Künstler präsentieren die Galeristen Valda und Viesturs Lagzoins bis 15. September in ihrer Galerie Riga in der Lichtentaler Straße 6. Was die Malerinnen Jelena Kisseljowa [Kiseleva] und Eugenia Jäger sowie den Bildhauer Alexander Herdt miteinander verbindet, ist ihre Herkunft aus Russland.
Jelena Kisseljowa ist in ihrer Heimat Russland, wo sie in St. Petersburg lebt, eine bekannte Malerin und Grafikerin. In Baden-Baden ist sie mit einer Reihe von Bildern aus ihrer Serie „die goldene Stadt“ vertreten.
Vernissage, Atelier Riga, Baden-Baden 2.September 2004
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde
ich möchte Sie als Vorsitzender der Deutsch Russischen Gesellschaft Ettlingen hier in Baden-Baden im Atelier RIGA sehr herzlich begrüßen.
In der Ausstellung sind die Werke von drei Künstlern zu sehen, die auf eine oder andere Weise mit Russland verbunden sind:
Eugenia Jäger (Karlsruhe), Elena Kiseljova (Gatschina, unserer russischen Partnerstadt bei St. Petersburg) und Alexander Herd (Hechingen).
Auf verschiedenen Wegen sind sind sie zum Erfolg gekommen, alle haben ihre Arbeiten schon mehrfach in verschieden Ländern ausgestellt, und jetzt wurden sie von der Galerie RIGA nach Baden-Baden eingeladen.
Auf den ersten Blick haben die drei wenig Gemeinsames – jeder besitzt seinen eigenen und eigenartigen Stil und hat seine Lieblingsthemen: die Suche nach dem Geistigen, Philosophischen ist den Bildern von Eugenia Jäger eigen, während die Bilder von Elena Kiseljova eine erotische Färbung tragen und die Plastiken von Alexander Herdt im romantischen Stil geschaffen sind. Das Gemeinsame ist der hohe Professionalismus, der sie harmonisch zusammen fügt, wie verschiedene Seiten einer Erscheinung, die den Namen „moderne Kunst“ trägt.
Eugenia Jäger war neun, als sie mit dem Malen angefangen hat. Sie ist aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Die Familie lebte in Dschambul und das asiatische Flair schimmert in ihren Bildern als Eindrücke der Kindheit durch.
In der Ausstellung sind ein Teil der Bildreihe „Orientalische Motive“ zu sehen, sowie abstrakte Malerei (Tempera, Öl), einige Werke im Stil des Neorealismus und Bilder, die in einer einzigartigen, von der Künstlerin selbst erfundenen Technik geschaffen sind.
Die Malerin zeigt keine Hektik im Leben wie in ihrer Kunst. Der innere Raum ihrer Bilder ist nicht mit Bagatellen und unwichtigen Details überladen, sie sind von stiller Konzentriertheit auf das Wesentliche Geprägt. So muss wohl auch ihre Lebensphilosophie sein. Die Gesichter ihrer Helden haben etwas Geheimnisvolles in sich, sie zeigt keine direkten plakativen Emotionen. Ihre Gefühle sind verhalten, tief im Inneren verborgen. Man hat das Bedürfnis, sich die Gesichter genauer anzuschauen, um sie zu verstehen. Das Gute und das Böse, der Verstand, die Liebe und das menschliche Leid – diese ewigen Begriffe könnten als Namen für viele ihrer Bilder dienen. Aber sie bleiben ohne Namen. Die Künstlerin überlässt dem Zuschauer das Recht, selbst das zu machen. Das sind ihre Spielregeln.
Eugenia Jäger benutzt interessante moderne Maltechniken. Ohne es zu bedauern, verlässt sie vertraute Techniken und sucht immer neue Mittel, um ihren Ideen Ausdruck zu geben. Sie hat ein scharfes Gefühl für alles Neue. Beim letzten internationalen Pleinair in Münster wurde sie von den Kollegen als die beste Pleinair Malerin ausgezeichnet.
In der letzten Zeit meistert Eugenia Jäger mit Leidenschaft noch eine weitere Richtung – die Wandmalerei. Ihre Arbeiten verzieren viele öffentliche Gebäude, Gymnasien und Wohnhäuser in Karlsruhe.
Die zweite Ausstellerin, Elena Kiseljova, ist eine bekannte russische Malerin und Grafikerin, Mitglied des Künstlerverbands Russlands. 1997 hat die Malerin den ersten Preis beim internationalen Exlibriswettbewerb in Brüssel gewonnen. Sie kommt gern nach Deutschland, denn sie hat hier viele Freunde.
Zu dieser Ausstellung hat die Malerin ihre Bilderreihe „Mann und Frau“, Exlibris, sowie ihre Bilderphantasie „Die goldene Stadt“ mitgebracht. Das letzte Thema ist aus dem beliebten russischen Chanson entstanden: „ Es gibt unter dem blauen Himmel eine goldone Stadt mit transparenten Toren und einem hellen Stern…“. Eine glückliche Stadt, die nach Gesetzen der Schönheit und Harmonie lebt, wird von der Malerin in ihren Bildern geschaffen und erinnert manchmal an ihre Lieblingsstädte: Venedig, Florenz, Sankt-Petersburg. Elena Kiseljova besitzt eine reiche Phantasie. Die ungewöhnlichen Kombinationen von Gegenständen, Begriffen und Symbolen schaffen eine eigentümliche, einmalige Welt.
Einen nicht unwichtigen Platz nimmt im Schaffen der Malerin das erotische Element ein. Dazu die Künstlerin: „Stimmen sie doch zu, die erotische Liebe ist ein gewaltiger Bestandteil des Lebens und es wäre pure Scheinheiligkeit, das zu ignorieren“.
Und nun über ihre Exlibris. Diese kleinen, handcolorierten Radierungen stoßen beim Publikum immer auf Interesse. Diesmal zeigt Elena unter anderem eine neue Exlibrisreihe – Die moderne Interpretierung einiger bekannten Mythen – „ Leda und der Schwan“, „Danae“, „Casanova“ und andere. Sie sind witzig, bezaubernd und auch erotisch.Der dritte Aussteller ist der Bildhauer Alexander Herdt, Hechingen. Er stammt aus Kasachstan, aber die künstlerische Ausbildung und die erste Erfahrungen hat er in Russland erworben. Seit 1991 lebt Alexander in Deutschland. Seinen künstlerischen Stil bezeichnet er selbst heute als romantisch. Die kleinen Plastiken fügen sich harmonisch in die Umgebung ein. Der Künstler arbeitet mit Holz, Granit, Gips und mit anderen Stoffen, am liebsten aber mit Speckstein. Dieses Mineral hat verschiedene Farben, ist manchmal halbdurchsichtig oder mit Einschlüssen. Das alles bereichert das zu schaffende Bild. Alexander sagt, er hält sich in seiner Arbeit an das Prinzip des großen Michelangelo: Man muss in einem Stück Stein das künftige Bild erkennen, das überflüssige beseitigen, um die Farben und die Eigenart des Materials zur vollen Geltung zu bringen. In seinem Mittelpunkt steht der Mensch: Nackte Natur, Portraits,. Sein Lieblingstier – das Pferd – ist auch oft Gegenstand seiner künstlerischen Verwirklichung.
Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Mein Dank gilt Frau Larissa Smirnova, die mir das Manuskript für diese Vernissage zur Verfügung stellte.
Ich wünsche den Künstlern einen erfolgreichen Verlauf der Ausstellung im Atelier bis zum 15. September und Ihnen viel Vergnügen beim Gespräch mit den Künstlern und dem Betrachten ihrer Exponate.
Post Views: 200