Zwar ist bei der ganzen Sache ein guter Schuß von Abenteuer mit dabei, ein Zuk- kerschlecken wird das Unternehmen aber doch nicht. Bei einer solch gewaltigen] Fahrt mit Lkws bedeutet das Projekt für den einzelnen doch eine erhebliche Belastung. Die Teilnehmer rechnen denn auch ganz realistisch mit nicht zu unterschätzendem Streß. Kein Wunder, daß Teamleiter Walter Ulrich von der Trossinger Ortsgruppe des THW »seine« Mannen noch einmal zu gegenseitiger Rücksicht und Disziplin aufruft, bevors losgeht.
Bevor der Hilfstrupp aber am Sonntag gegen 22 Uhr gen Osten aufbrach, trafen sich die Teilnehmer dieser ungewöhnlichen Aktion zu einer letzten Lagebesprechung in der Trossinger THW-Unterkunft. Schließlich kommen die Helfer aus verschiedenen Ortsverbänden: neben Trossingen sind auch noch Schramberg, Fried- S’chshafen und Wangen im Allgäu mit von er Partie. Jeweils zwei Vertreter dieser Ortsgruppen sind mit ihren eigenen Fahrzeugen dabei, wenn sich der Konvoi in Richtung Sowjetunion in Bewegung setzt, um den Menschen dort verschiedene Hilfsgüter zu bringen. Insgesamt sind zwei Fahrzeuge mit Anhänger, ein Solofahrzeug sowie ein Begleitwagen dabei, die rund ДО Tonnen an Lebensmitteln • und Medikamenten nach Leningrad befördern sollen — die Ladung hat einen Gesamtwert von 65 000 Mark!
Für die Trossinger Ortsgruppe, die ja sowohl die Vorbereitung als auch die Durchführung übernommen hat, ist die Entsendung eines solchen Konvois ein Schritt in Neuland. Trotzdem ist Walter Ulrich, der die ganze Sache ja »gemanagt« hat, recht zuversichtlich, daß das Unternehmen erfolgreich verläuft. Nach rund zweiwöchiger Vorbereitungszeit glaubt er, alle notwendigen Vorkehrungen getroffen zu haben, damit der zwei Wochen dauernde Einsatz positiv absolviert werden kann.
Die letzten Vorbereitungen wurden am Samstag getroffen, als sich die Teilnehmer beim Beladen der Fahrzeuge und bei einer letzten Lagebesprechung gegenseitig »beschnuppern« konnten. Schließlich kennt man sich gegenseitig kaum und muß für ganze zwei Wochen gut miteinander auskommen. Die Mitglieder des neunköpfigen Teams sind ja darauf angewiesen, daß die Zusammenarbeit klappt. Nur so kann sichergestellt werden, daß die Ladung auch ihren Bestimmungsort erreicht. Neben einem Kinderheim direkt in Leningrad ist auch die in der Nähe gelegene Stadt Gatschina Anlaufstelle für einen Teil der Hilfsgüter: Hier übernimmt die Verteilung aber das örtliche Exekutivkomitee, das die Waren aus Deutschland an russische Kindergärten, Krankenhäuser und Schulen weiterleitet. So soll gewährleistet werden, daß die Hilfsaktion wirklich auch die Bedürftigen erreicht: Kinder, Alte und Kranke. Initiiert wurde der Hilfstransport von der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft, deren Landesverband sich an den Trossinger Ortsverband des THW mit der Bitte gewandt hat, einen Konvoi zusammenzustellen. Ein Vorstandsmitglied dieser Organisation, Vera Schalthöfer, war dann auch bei der Besprechung in Trossingen dabei. Sie wird allerdings den Konvoi nicht begleiten; Carsten Nöltner, ebenfalls Mitglied dieser Gesellschaft, wird aber mit nach Leningrad fahren. Als einzige Frau ist Katharina Gabowitsch als Dolmetscherin mit dabei – vön Trossingen sind es Walter Ulrich und Wilhelm Alt. Bis zum 5. Juli sind die zwei Trossinger voraussichtlich wieder zuhause.