Spitzenmusiker aus Sankt Petersburg

Ettlingen (em). Eines der besten Folkloreen­sembles aus Sankt Petersburg „Russkie Napiewy“ gastiert am Pfingstmontag, 23. Mai, 19.30 Uhr in der ehrwürdigen Ettlinger Stadthalle. Die Veranstaltung – wohl die letzte vor Umbau des Jugendstilgebäudes in der Friedrichstraße – läuft in Zusammenarbeit mit dem städtischen Kulturamt und der Volkshochschule Ettlingen. Mit dem Engagement der sechs Musiker gelang ein Glücksgriff. Denn in dem Ensemble spielen mit Anatolij Mescherjakow und Alexander Korbakow zwei Instrumentalisten, die in der russi­schen Folklore-Klassik-Szene einen guten Na­men haben.
Mescherjakow ist Solo-Balalaikaspieler im be­rühmten Popow-Staatskonzertorchester Sankt Petersburg. Alexander Korbakow ist Arrangeur für verschiedene MusikstiIe in diesem russi­schen Nationalorchester. Er hat wie Mescherjakow an bekannten Konservatorien in Sankt Pe­tersburg und Minsk studiert. Er spielt Bajan, die russische Version des Konzertakkordeons, und verschiedene altrussische Instrumente. Anatolij Mescherjakow gilt als einer der besten Balalai­kaspieler Russlands.
Außer den beiden Spitzenmusikern setzt sich das Ensemble aus Musikpädagogen, Dozenten und einer Studentin, die gerade ihre Staatsprü­fung an der Musikhochschule Rimsky Korsakoff absolvierte, zusammen. Vier der Musiker hinterließen im vergangenen Jahr bei einem Kurzauftritt in Deutschland einen hervorragenden vir­tuosen Eindruck.
Sie erhielten für ihre musikalische Interpreta­tion stehende Ovationen. Das Faszinierende der Konzerte war die Bandbreite der präsentierten Stücke. Das Ensemble schlug einen musikali­schen Spannungsbogen von altrussischen Volks­weisen über Romanzen des 19. Jahrhunderts mit slawischem Timbre bis hin zu den klassischen Melodien eines Peter Iljitsch Tschaikowsky. Das Ensemble hat sich die Aufgabe gestellt, überlie­fertes russisches Liedgut zu pflegen und mit teilweise selbstgebauten traditionellen Volksmusikinstrumenten zu neuem Leben zu erwecken. Die Gruppe kommt mit der Solosängerin Olga Wasiljewa, die mit ihrer Ausstrahlung, ihrem gesanglichen Können und Temperament ein Pu­blikum genauso in Bann zu ziehen versteht, wie die zweite Solosängerin Marina But. Marina But ist Chorleiterin in einem Sankt Petersburger Kulturpalast. Abgerundet wird das Angebot hervorragender Stimmen durch den Auftritt des Sängers Vladimir Meier. Der Tenor aus der Zarenresidenz Gatschina hat große Erfahrung in Konzertsälen der ehemaligen Sowjetunion. Die Moderation des Abends wird Elena Mescherjakowa übernehmen.
Karten im Vorverkauf sind im Verkehrsamt im Schloß unter Rufnummer (0 72 43) 10 12 21, in der Volkshochschule Ettlingen, Pforzheimer Straße 14 а (0 72 43) 10 14 83 und bei der Buchhandlung Abraxas in der Kronenstraße 22 er­hältlich.
BNN, 12.05.1994

Ettlingen. Die günstige Gelegenheit eines Empfanges des Volkloreensembles „Naigrysch“ aus der russischen Partnerstadt Gatschina packte Oberbürgermeister Josef Offele gleich beim Schopf: Er nahm die verdutzten Musiker gleich zu einer Sitzung des Kredit­ausschusses der Sparkasse Ettlingen mit, wo das Ensemble den Teilnehmern eine kurze musikalische Einlage gab.

Zuvor hatte OB Offele seiner Freude über den Besuch der russischen Musiker in zweier­lei Hinsicht Ausdruck verliehen. Zum einen seien sie Botschafter der immer enger wer­denden kulturellen Beziehungen zwischen den Partnerstädten, zum anderen beglückwünsch­te er sie, zu dem guten Start ihrer Tournee im Kurhaus Bad Herrenalb.

Mit großem Vergnügen hörte er die Ge­schichte der russischen Musiker von ihrem mitternächtlichen Auftritt im Club Benazet des Casinos Baden-Baden. Nach dem Konzert in Bad Herrenalb fuhren die fünf Musiker auf Einladung ihrer deutschen Gastgeber noch zur Besichtigung der Spielbank nach Baden- Baden. Dort „liefen“ sie dem technischen Di­rektor des Casinos „über den Weg“. Dieser lud die fünf Petersburger zu einem Begrü­ßungschampagner ein. Kurz darauf war eine kuriose Idee geboren: Spontan erklärten sie sich bereit, Folkloremusik zwischen den Spieltischen des Clubs zum Besten zu geben. So wurde zu vorgerückter Stunde das Roulet­tespiel für einige Minuten angehalten und die Glücksspieler mit slawischen Klängen unter­halten.

Daß die fünf Russen (Solosängerin Olga Wasilijewa, Tenor Vladimir Meier und die In­strumentalisten Dmitrij Rytow, Sergei Petrov und Anatolj Mescherjakow) nicht nur ihre Konzerte herunterspulen, zeigt sich an einem anderen Auftritt: Am Freitag wollen sie im Albertus-Magnus-Gymnasium den Musiklei­stungskursen oder den elften Klassen Ein­blick in russische Volksmusik geben und die von Dmitrij Rytow teilweise selbst gebauten Instrumente vorstellen. Die Schüler werden dann vielleicht hören, was es außer der be­kannten Balaleika für gebräuchliche Musikin­strumente, beispielsweise Schaleika, Raschok oder Okarina, in Rußland gibt.

Die ersten Eindrücke der Musiker über Ett­lingen waren auch bestens: „Die Herzlichkeit der Menschen ist größer als ich erwartet ha­be“, sagt Anatolj Mescherjakow, der sonst im Staatsorchester-Popow in Sankt Petersburg Balalaika-Solist ist. Zum Abschluß des Emp­fanges im Rathaus erhielten alle fünf Musiker einen Stadtplan von Ettlingen und eine schö­ne Keramik überreicht. Gewürdigt wurde bei dem Rathausempfang, daß das Musikense­mble seinen Aufenthalt in Deutschland aus eigener Tasche finanziert, was ja nicht bei je­der Musikgruppe selbstverständlich sei. OB Offele wünschte den Musikern bei den weite­ren Konzerten in Süddeutschland viel Erfolg.

BNN (em)

Ovationen für Folkloremusiker
Sankt Petersburger Ensemble "Russkie Napiewy" in Langensteinbach

Ein Brillantfeuerwerk folkloristischer Lei­stungen wurde den Besuchern im Langenstein­bacher Aulabau von den Ensemblemitgliedern „Russkie Napiewy“ geboten. Für die Karlsbader Kammerkonzerte als Veranstalter erwies sich das Konzert als voller Erfolg. Mit mehr als 200 Besuchern hatten selbst die Organisatoren Elena Mescherjakowa und Werner Bach nicht ge­rechnet.
Die lebhafte Musizierfreude der sechsköpfigen Musikgruppe entfaltete sich gleich beim Ein­stieg mit dem Instrumentalstück „Die Birke“, das bewußt an den Beginn des Konzertes ge­stellt wurde, denn dieser Baum gilt als Symbol Rußlands, wie Elena Mescherjakowa dem Publi­kum erklärte, die in lockerer Form durch den Abend führte.
Die Genauigkeit des Zusammenspiels über­zeugte ebenso wie die Gratwanderung zwischen Perfektion und Natürlichkeit. Zwei Instrumente blieben den ganzen Abend über im Einsatz. Bajan, eine Art Knopfakkordeon, und die dreisaiti­ge Balalaika bildeten die Grundlage des russi­schen Flairs. Ob Okarina, der Vogellaute ent­lockt wurden, oder Swirjel, eine Art Flöte mit dudelsackartigen Lauten, sowie einige andere musikalische Hilfsmittel, der charakteristische Folkloreklang Rußlands ließ sich immer erzie­len. Die instrumentale Besetzung bildeten Sergej Petrov am Bajan, Anatolij Mescherjakow mit der Balalaika und Alexander Korbakow mit verschiedenen Instrumenten, darunter auch die Handharmonika. Ebenfalls Profis auf ihrem Ge­biet die Gesangssolistin Olga Wasiljewa, Marina But und Vladimir Mayer.
Mit ihren kraftvollen und ausdrucksstarken Stimmen, ihrer Mimik und Körpersprache brachten sie den Inhalt der Lieder ihrem Publi­kum nahe. Vladimir Mayer mit seiner herrlichen Tenorstimme, sang das Lied „Liebchen“ a cap­pella, also ohne instrumentale Begleitung.
Vor allem die Sängerin Marina But interpre­tierte manches Spaßlied, das alltägliche Themen der Russen einfing. Daneben gab es auch Texte mit philosophischem Charakter. Ein Pferd, das gegen den Willen seines Reiters im Lied „Mai­glöckchen“ die Blumen zertrampelt, stand als Symbol für das Schicksal, das sich nicht beherr­schen läßt. Mit Kalinka steckte das Ensemble die Zuhörer zum Mitklatschen an. Ohne Zuga­ben kamen die russischen Gäste nicht von der Bühne. 
BNN, 9.06.1994/ Werner Bach